Die Corona-Pandemie hat den digitalen Wandel beschleunigt. Ohne Vorwarnung mussten sich Behörden, Schulen und Fitnessstudios darauf einrichten, Anträge, Unterricht und Sportangebote online anzubieten. So entstand Bedarf an Agenturen, die wissen, wie „Digitalisierung funktioniert“. Dass wir dafür die Richtigen sein könnten, haben wir mit unseren Projekten schon mehrfach bewiesen. Im konkreten Fall ging es darum, für unseren Heimat-Landkreis eine Job-Messe zu digitalisieren.
Corona-Lockdown – Das Aus für Präsenzmessen
Der niedersächsische „Heidekreis“ liegt fast vollständig in der Lüneburger Heide, auf halber Strecke zwischen Hamburg und Hannover. Seit 2016 veranstaltet die örtliche Wirtschaftsförderung mit der work+life eine Messe, die Unternehmen aus der Region als Arbeitgeber sichtbar machen soll. Auf der Messe für Wirtschaft, Ausbildung und Beruf im Heidekreis präsentieren sich die in der Region ansässigen Unternehmen mit ihrem Job- und Ausbildungsangebot. Jahr für Jahr werden etwa 4.000 Schüler:innen des Landkreises zur Messe gefahren, damit die Jugendlichen sich von den beruflichen Möglichkeiten in naher Umgebung ein Bild machen können. Eine gute Sache, und auch für die Unternehmen aus den mehr als 20 Gemeinden des Landkreises steht die Messe jedes Jahr fest im Terminkalender.
Mit dem Beginn der Corona-Pandemie musste die Durchführung im klassischen Messeformat in Bad Fallingbostel ausfallen. Die Organisatoren – namentlich die Wirtschaftsförderung Heidekreis mit Andrea Galonska von der Kreisverwaltung als Ansprechpartnerin – wollten die Zeit nicht absitzen und die Präsenzmesse ersatzlos streichen. Vielmehr sollte das Projekt so vollständig wie möglich im Web abgebildet werden. Dafür gab es eine Ausschreibung mit klaren Richtlinien und präzisen Zielvorgaben. Wir haben uns für das Projekt beworben, wurden ausgewählt, und so entstand unser erstes und bislang einziges Projekt für eine Behörde. An dieser Stelle erwartet man immer Beschwerden des Dienstleisters über die Bürokratie des öffentlichen Auftraggebers, aber wir wurden positiv überrascht: Die Wirtschaftsförderung legte klar die Ziele fest, den Weg dorthin konnten wir mit unserem Know-How weitgehend frei gestalten – eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
work+life auf dem Weg zur Online-Messe
Aber natürlich sind die Entscheidungswege anders als bei Unternehmenskunden – ich präsentierte das Projekt vor dem Kreisausschuss des Heidekreises. Dort traf unser Entwurf auf Zustimmung, also konnten wir in die Vollen gehen: Die Webseite sollte nicht nur die Unternehmen präsentieren, sondern so vollständig wie möglich die Funktionen der Messe erfüllen. Ein gewünschtes Feature: Ausbildungsangebote und offene Stellen der Region sollten ständig aktuell gezeigt werden, also eine Stellenbörse mit allen zu besetzenden Stellen aus der Umgebung und mit sämtlichen Jobdefinitionen, eingespielt aus dem System der Bundesagentur für Arbeit per API-Abfrage.
Das beginnt bei den Jobdefinitionen: Die Bundesagentur für Arbeit hat davon über 3.500 im System, vom Zauberer (m/w/d) bis zum Unterwasserschweißer (m/w/d). Das Jobportal kennt Querverweise zwischen Tätigkeitsfeldern und Jobarten, so dass Schüler:innen sich zunächst für eine grobe Richtung entscheiden können, ohne sich auf spezifische Berufe stürzen zu müssen. All das muss über die API abgefragt werden. Nun ist diese API aber so aufgebaut, dass wir die gesamte Datenbank importieren müssen, um an die für den Heidekreis relevanten Jobs zu kommen. Konkret bedeutet das, dass zuerst alle offenen Stellen aus ganz Deutschland in unsere Datenbank fließen müssen, um diese anhand nicht passender Postleitzahlen wieder herauszufiltern. Dieses Prozedere wird auf Monatsbasis durchgeführt. Täglich werden zudem neu hinzugekommene Stellen importiert. Das Resultat ist, wie es sein sollte: Auf work+life hat man einen sauberen Überblick über die rund 900 offenen Stellen bei 450 Unternehmen der Region, jeden Tag frisch aktualisiert.
Digitaler Messerundgang mit Speed-Datings
Die Jobbörse ist der Kern, aber zu einer kompletten „Messe im Web“ gehört mehr, zum Beispiel ein digitaler Messerundgang: Schüler:innen, Jobsuchende und andere Interessierte besuchen über das Portal virtuell die Messe, um sich über die zahlreichen Unternehmen im Heidekreis zu informieren und direkt mit den Ansprechpartner:innen in Kontakt zu treten. Von Angesicht zu Angesicht können Jobsuchende oder Schüler:innen mit den Vertreter:innen der Unternehmen via Zoom sprechen.
Und auch fernab der Messe wird das System vielseitig genutzt wie etwa für die Veröffentlichung von Neuigkeiten im Blog oder für internationale Speed-Dating-Termine. In kurzen, 7-minütigen Gesprächen lernen Unternehmen Fachkräfte und Ausbildungsplatzsuchende aus aller Welt kennen. Damit das reibungslos funktioniert, ist eine User-Authentifizierung ebenfalls integriert. Einen barrierefreien Modus sowie einen Button zur Ansicht mit erhöhtem Kontrast gibt's außerdem. Ganz nebenbei haben wir ein neues Logo entworfen, das die Umrisse des Heidekreises im Pixellook skizziert und nun die Webseite und Social-Media-Channels der work+life ziert.
Ob mobil oder im Browser: Das System läuft extrem stabil auf zwei Servern bei einem deutschen Hosting-Anbieter und hat noch nie eine Downtime erlebt. Das Backend basiert auf dem PHP-Framework Laravel, während wir im Frontend erstmals auf Tailwind CSS setzen und das Gesamtwerk mit einigen weiteren Open-Source-Frameworks ergänzen. Mittlerweile ist die work+life-Webseite – übrigens auch komfortabel über die Hongkong-Domain workandlife.hk erreichbar – ein Vorzeigebeispiel für die Digitalisierung im Landkreis.